3.12.2010

FIFA World Cup Explained

Wer schafft es, den russischen Präsidenten Putin in kürzester Frist nach Zürich zu locken und Schwiizerdütsch sprechen zu lassen? König Fussball. Der regiert die Mächtigen. Und wird seinerseits vom Geld regiert.

Ökonomisch gesehen ist dies eine triviale Einsicht. Schade nur, dass die Fifa nicht offen dazu steht. Statt einen aufwendigen Schönheitswettbewerb zu veranstalten, könnte sie die Austragungsrechte ganz einfach versteigern. Das wäre ehrlicher und transparenter.

Gestern wurde vom Weltfussballverband Fifa in Zürich die Fussball-WM 2018 an Russland vergeben und jene im Jahre 2022 an Qatar. Selten war sich die internationale Presse derart einig, dass nicht die besten Bewerbungen zum Zuge kamen, sondern jene mit dem grössten Budget.

Anders lässt sich kaum erklären, dass das kleine Qatar mit nur einer Million Einwohner gewählt wurde. Dort will man 3 Milliarden Franken ausgeben und 9 brandneue Stadien in den heissen Wüstensand stellen. Das macht dann insgesamt 12 Stadien, wovon das grösste über 86‘000 Plätze fassen soll. Nach der WM wird es sich zweifellos um die grössten umbauten Sandkästen der Welt handeln. Die Weltmeisterschaften im Sandburgen bauen werden in den nächsten 100 Jahren dort stattfinden.

Und auch in Russland müssen 13 der 16 Stadien neu oder komplett umgebaut werden. Fast 4 Milliarden Franken werden hier verlocht, denn rentabel werden diese Investitionen kaum je sein.

Was die Fifa zur Vergabe der Weltmeisterschaften jeweils veranstaltet, nennt man im Fachjargon „Beauty Contest“, also ein Wettbewerb anhand vorgegebener Kriterien. Architektur- und Schönheitswettbewerbe sind ähnlicher Natur. Nur, dass sich die Fifa kaum um ihre eigenen Kriterien geschert hat.

So gab es nur ein Land, dem die Fifa-Inspektoren eine hohes Risiko bei den Flugverbindungen attestierten, nämlich Russland. Und Qatar stellte die einzige Bewerbung, der sogar insgesamt ein hohes Risiko bescheinigt wurde.

Ehrlicher und transparenter wäre es deshalb, statt eines Beauty Contests eine Versteigerung der Durchführungsrechte zu veranstalten. Damit könnte man sich nämlich die bestechlichen Fifa-Delegierten und den ganzen Evaluationsaufwand sparen. Und König Sepp könnte als Auktionator mit dem goldenen Hammer walten – eine schöne Vorstellung.

Kommentare

[...] habe ich bereits am Tag nach der Vergabe an Russland und Qatar hier im Blog vorgeschlagen. Blogeintrag vom 3. Dezember 2010. [...]

Hinterlasse einen Kommentar

Dein Kommentar:

Kategorien