26.02.2011

Ökonomie und Psychologie nach dem Sturm

Im Januar wurde Queensland im Nordosten von Australien von riesigen Überschwemmungen heimgesucht. Anfangs Februar kam dann noch der Zyklon Yasi dazu, der als Jahrhundertsturm in die australische Geschichte einging; siehe. — Die Folgen sind unter anderem ökonomischer Art. Wie lange sie andauern, hat aber auch einiges mit Psychologie zu tun.

Zwei Auswirkungen waren sogleich spürbar. Im traditionellen Touristengebiet, wo die Überschwemmungen weite Landstriche verwüsteten, brachen zum einen die Besucherströme sogleich ein. Inzwischen sind die Schäden zwar weitgehend behoben, doch die Touristen kommen erst zögerlich zurück.

Besonders sauer ist man hierzulande auf die internationalen Medien, welche die Zerstörungen in den Augen der Einheimischen übertrieben haben. “It’s a bit like how would you sell Louisiana after Katrina” meint ein Tourismusverantwortlicher. Wie schnell die Touristen zurückkehren, hängt schliesslich auch von der Wahrnehmung der Situation ab. Ich für meinen Teil fliege morgen nach Cairns…

Zum anderen sind die Häuserpreise entlang der betroffenen Küstenabschnitte eingebrochen. Ein klassischer adverser Schock im Liegenschaftsmarkt, und zwar beim Angebot und bei der Nachfrage. Denn einerseits wurden Häuser zerstört, also das Angebot verringert. Volkswirtschaftlich ist das eigentlich gar nicht so schlimm, weil das Bruttoinlandprodukt aufgrund des Wiederaufbaus steigt. Und andererseits ist die Nachfrage nach den einst sehr begehrten und teuren Immobilien entlang der Flüsse und des Meeres stark gesunken.

Eine Umfrage der Immobilienfirma Place Estate Agents aus Brisbane (die Stadt war stark betroffen) hat ergeben, dass potenzielle Käufer kaum mehr bereit sind, Immoblien in den überfluteten Zonen zu erstehen. Die so genannte “Once-In-100-Years-Flood-Map” ist zum wichtigsten Indikator für die Kunden geworden. Die Flut hat den Häusermarkt innerhalb der Zone trocken gelegt.

Mittelfristig wird aber auch hier die Psychologie entscheidend sein. Die Agentur setzt darauf, dass die Kunden früher oder später “vergessen und verzeihen”, sodass die Immobilienpreise wieder das alte (hohe) Niveau erreichen werden.

Baruch Fischhoff war einer der ersten, der die Wirkung unmittelbarer, persönlicher und konkreter Erfahrung auf das Lernen und die ökonomischen Entscheidungen untersuchte. Je intensiver, persönlicher und zeitlich näher ein Ereignis ist, umso grösser ist sein Einfluss auf das Handeln. Primacy und recency effects sind also entscheidend.

Wie lange diese Effekte im konkreten Fall andauern, lässt sich freilich schwer sagen. Da helfen weder Ökonomie, noch Psychologie weiter. Falls die Gegend allerdings in den nächsten Jahren von solchen Katastrophen verschont bleibt, wird der ökonomische Schock sehr bald überwunden sein. Denn “people have very short memories“, wie einer der Befragten zutreffend meinte.

Wikipedia über Yasi

Kommentare

Na dann mal viel Spaß in Cairns – hier (in Cairns) regnet es seit Tagen durch und Besserung is auch nicht in Sicht.

Stimmt leider. Hier in Cairns schüttet es immer mal wieder wie aus Kübeln. Hoffe doch, dass es besser wird….

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