15.07.2011

Neuer Krankenkassenverband für mehr Wettbewerb

Heute wurde bekannt gegeben, dass sich die drei grossen Kankenversicherer der Schweiz, Sanitas, Groupe Mutuel und Helsana, zu einem neuen Verband zusammen geschlossen haben. Unter dem Namen Allianz Schweizer Krankenversicherer wollen diese Kassen gemeinsam für mehr Wettbewerb kämpfen.

Diese Entwicklung war irgendwie absehbar. Schon länger kriselte es in der Branche der Krankenversicherer. Für deren Dachverband, santésuisse, wurde es in den letzten Jahren immer schwieriger, die vielfältigen Interessen seiner heterogenen Mitglieder adäquat zu befriedigen. Diesem Problem stehen alle Dachorganisationen gegenüber, wie etwa auch Economiesuisse oder der Ärzteverband FMH.

Santésuisse, welche aus dem Konkordat der Schweizer Krankenkassen hervorgegangen war, hatte seit einiger Zeit Austritte von Mitgliedern zu beklagen. 2008 war es die Assura, in diesem Jahr kündigten die Kassen Sanitas und Supra.

Die Strategie von Santésuisse bestand darin, die politische Interessenvertretung von den Mitgliederdiensten zu trennen. So wurden verschiedene Dienstleistungen in die SASIS AG ausgegliedert, während die Tarifverhandlungen neu durch die Tochtergesellschaft tarifsuisse AG übernommen werden. Die jüngsten Austritte deuten darauf hin, dass diese Zersplitterung die Stellung von Santésuisse als politischer Speerspitze geschwächt hat.

Im neuen Verband, der Allianz Schweizer Krankenversicherer (ASK), haben sich nun drei starke Player zusammen gefunden. Gemäss der Homepage von Santésuisse bleiben Groupe Mutuel und Helsana aber vorerst Mitglieder im Dachverband.

Die politische Ausrichtung der ASK wird in folgender Parole deutlich: «Wir wollen Qualität und Effizienz im Gesundheitswesen durch massvoll regulierten Wettbewerb.»  Was dies genau bedeutet, ist freilich noch offen. Klar ist hingegen, dass es der ASK um politisches Engagement geht: «Wir werden proaktiv die Gesundheitspolitik im Sinne einer liberalen Wettbewerbsordnung mit gestalten

Was hier zunächst entsteht, ist politischer Wettbewerb. Denn auch Santésuisse sieht sich, gemäss Medienmitteilung von heute, einem wettbewerblichen Gesundheitssystem verpflichtet. Dass nun auf dem Markt für politische Ideen und Lösungen ein neuer Anbieter auftritt ist prinzipiell positiv. Wie die Produktdifferenzierung genau aussieht, wird sich zeigen. Allerdings scheint es mir nicht unbedingt an neuen Vorschlägen zu mangeln, sondern an politisch realisierbaren Lösungen.

Aufgrund der divergierenden Interessen, hinter denen auch unterschiedliche Geschäftsmodelle und Versichertenkollektive stehen, haben sich die grossen Kassen in der Vergangenheit gelegentlich gegenseitig im politischen Prozess behindert oder matt gesetzt. So etwa bei der Revision des Risikoausgleichs. Nun wird die politische Aufspaltung auch nach aussen sichtbar. Ob dies zu weniger Blockaden führt, ist nicht sicher.

Ökonomisch gesehen sind die grossen Kassen, die sich nun in der ASK gefunden haben, wohl nicht ganz zufällig jene, die von mehr Wettbewerb profitieren. Grosse Versicherer profilieren sich bereits heute über eigenständige Verhandlungen mit den Leistungserbringern und der Pharmaindustrie (z.B. Helsana) oder über eigene Versorgungsangebote (Sanitas).

Die Santésuisse-Tocher tarifsuisse hat beim Leistungseinkauf einen Marktanteil von 68%. Durch eigenständiges Agieren der Versicherer wird dieses Einkaufskartell geschwächt. Es entsteht Wettbewerb um Leistungen, der sich auch zugunsten der Prämien auswirkt, solange auch Wettbewerb unter den Versicherern besteht.

Beim Kampf um Versicherte wird es für kleine und mittlere Kassen, die etwa im Verband RVK zusammengeschlossen sind, langfristig immer schwieriger, sich zu behaupten. Die Marktkonzentration wird bei den Krankenversicherern zweifellos weiter gehen. Gewinner werden jene sein, die bereits heute über hohe Marktanteile verfügen und sich politisch engagieren. Auch gegen die Idee einer Einheitskasse.

Kommentare

Seit längerer Zeit werden wir immer wieder telefonisch zum Umsteigen der Versicherung belästigt, obwohl wir erst vor zwei Jahren gewechselt haben. Nun habe ich aber langsam genug von Eurer Heuchelei, im Kassensturz beteuert Ihr das Ihr das nicht machen werdet, solch Agressive Werbung, nun das, Am Mittwoch sogar zwei mal am Tag. Heute wieder. Ich bin auch nicht spitze im Rechnen, aber das das nicht aufgehen kann weis jedes Kind, wer bezahlt eigentlich die Kosten der Administration bei einem Jährlichen Wechsel. Steht einmal hin wie Erwachsene Leute und hört mit diesem Unsinn auf, für mich gibt es bald nur noch eine Alternative Einheits Kasse Gruss Walter Schibli Eglisau Dieses Schreiben geht auch an den Kassensturz

Die Krankenkassen sollten auch die Naturheilzusätze nicht mehr bezahlen.
Keine Physiotherapeuten, keine Masseure, etc.

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