3.05.2010

Fisch gegen Kokosnuss

Kiribati, ein kleiner Inselstaat im Pazifik, liefert ein wunderbares Beispiel einer Anreizunverträglichkeit und demonstriert, wie man mit gut gemeinter Politik das Gegenteil erreicht.

Die Wirtschaft auf Kiribati ist denkbar einfach. Die Leute fischen oder sie ernten Kokosnüsse und produzierten damit Öl. Beide Produkte werden grösstenteils exportiert. Das Problem ist aber die Überfischung.

Deshalb kam die Regierung auf die Idee, die Produktion von Kokosnussöl zu subventionieren. Zur Überraschung aller nahm dadurch der Fischfang um 33% zu und der bereits bedrohte Fischbestand sank um 17%. – Was war geschehen?

Aus ökonomischer Sicht ist diese Wirkung relativ einfach zu verstehen. Die Subventionierung des Kokosnussöls verschiebt den ökonomischen Anreiz in Richtung dieses Gutes. Der sog. Substitutionseffekt bedeutet, dass somit mehr Öl und weniger Fisch produziert wird.

Gleichzeitig kommt es aber auch zu einem sog. Einkommenseffekt: die Subventionierung erhöht die Einkommen und eröffnet den Produzenten zusätzliche Möglichkeiten. Sie können entweder mehr Güter konsumieren oder aber mehr Freizeit geniessen (und z.B. fischen gehen).

Die Tatsache dass mehr gefischt wurde belegt, dass die Bewohner von Kiribati offenbar eine starke Präferenz fürs Fischen haben. Die aufgrund des höheren Einkommens gewonnene Zeit haben sie nämlich weitgehend für den Fischfang eingesetzt.

Ökonomisch bedeutet dies, dass im vorliegenden Fall der Einkommenseffekt den Substitutionseffekt deutlich überwiegen muss. Dessen war man sich wohl vor der Subventionierung nicht bewusst. Und ich will auch nicht behaupten, dass ein kleverer Ökonom von sich aus darauf gekommen wäre, denn die Anreizsetzung sah zunächst recht plausibel aus.

Dieses Beispiel zeigt die Problematik der Anreizsteuerung: Wenn die Präferenzen der Akteure anders als erwartet liegen und/oder ausweichende Verhaltensweisen möglich sind, kann die Wirkung des gesetzten Anreizes der eigentlichen Absicht zuwider laufen. Das ursprüngliche Ziel wird nicht nur nicht erreicht, sondern die Situation verschlimmert sich. Das ist Anreizunverträglichkeit par excellance…

Was bedeutet dies für Kiribati? Ganz einfach: Neue Jobs müssen auf dem Wasser sein, nicht an Land. (Quelle)

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