23.07.2012

Die Eurokrise ist keine Krise des Euro

Obwohl nach im benannt, ist die Eurokrise keine Krise des Euros, sondern eine Schuldenkrise einiger Euro-Länder. Dies hat die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem Bericht zur internationalen Rolle des Euro soeben bestätigt.

Auch wenn die Bilder in der Tagesschau anderes vermuten lassen, geht es dem Euro gut. Zwar hat der effektive Wechselkurs des Euro gegenüber den wichtigsten Handelspartnern in den letzten beiden Jahren etwas nachgegeben, dennoch liegt sein Kurs noch rund 12% höher als im Jahre 2000; vgl. EZB Daten.

Meine kleine Analyse vom letzten Herbst scheint immer noch zu stimmen. Zudem konnte der Euro seine Position als internationale Währung behaupten. Die EZB schreibt dazu in ihrer jüngsten Analyse:

The report finds that the international role of the euro remained relatively resilient during 2011. When compared with other major international currencies, the share of euro-denominated instruments fluctuated only marginally between 2010 and 2011 in the market segments examined. The share of euro-denominated instruments decreased by 0.4 percentage points in global holdings of foreign exchange reserves when adjusted for valuation effects. With regard to the turnover in foreign exchange markets, the share of the euro increased by around one and a half percentage points , while it dropped by 1.3 percentage points in the stock of internationally issued debt securities (also after valuation adjustment). Quelle EZB, Juli 2012.

Für eine Währung, die angeblich in der Krise steckt, geht es dem Euro als bis auf weiteres erstaunlich gut. Die Schweiz hat allen Grund zu hoffen, dass dies so bleibt. Eine Verschiebung aus dem Euro hin zum Schweizer Franken würde unser Land vor erhebliche Probleme stellen.

Die 5 grossen Handelswährungen auf den Devisenmärkten sind der USD, Euro, Yen und das britische Pfund. Gleich danach kommt der Schweizerfranken. Während der Handel an sich kein Problem darstellt, würde eine Flucht aus dem Euro in den Franken unsere Geldpolitik erheblich erschweren, falls dahinter nicht Transaktions- sondern Anlage- und Spekulationsmotive stehen. In einem solchen Umfeld ist die Geldpolitik von vielen Unwägbarkeiten geprägt und die Handlungsspielräume der Nationalbank sind beschränkt. Die im letzten September eingeführte Kursuntergrenze für den Euro zeigen dies nur zu deutlich.

Kommentare

Guten Tag Herr Slembeck

Währungskrisen können doch aus zwei Gründen entstehen, entweder durch schlechte Fundamentaldaten der Staaten (wie Überschuldung, schlechte Wettbewerbsfähigkeit) oder politische Fehlentwicklung. Beides trifft auf die EU zu.

Weil dies aber auf alle von ihnen genannten Länder zutrifft, gibt es keine relativen Veränderungen zwischen den Währungen. Also keine spürbare Währungskrise obwohl es eigentlich eine geben müsste…

Die Schweiz, wie von Ihnen erwähnt, jedoch spürt die Währungskrise der anderen in der Aufwertung der eigenen Währung.

Viele Grüsse

Luc Zehnder

Lieber Herr Zehnder,
ja, die Schweiz hat mit ihrer Währung Probleme bekommen, weil sie als Musterknabe zum sicheren Hafen wurde. Da sind wir uns einig.

Auch stimme ich prinzipiell zu, dass Wechselkurse etwas über relative Verhältnisse sagen, nach dem Motto: Wenn alle gleich schlecht sind oder die gleichen Fehler machen, gibt es keine relative Veränderung.

Ob nun aber wirklich alle Länder mit grossen Währungen gewissermassen parallel die selben Fehler gemacht haben, darüber könnten wir nun lange debattieren. – Nur schon die Situation am Arbeitsmarkt unterscheidet sich massiv; auch innerhalb der EU.
Die USA sind absolut gesehen sehr hoch verschuldet und Japan ist bezüglich Verschuldung eine tickende Zeitbombe. Sobald die Zinsen wieder steigen ist das Land Pleite.

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