19.10.2012

Teure Preisgarantien

Tiefpreisgarantien sind beliebt. Firmen wie Fust, Media Markt, Obi oder Hornbach versprechen ihren Kunden den tiefsten Preis im Lande. Wer glaubhaft machen kann, dass ein Konkurrenzpreis tiefer ist, bezahlt nur diesen. Wer schon gekauft hat, kann die Differenz eine Zeit lang zurückverlangen. Preisgarantien werden immer häufiger. Doch was als kundenfreundliches Angebot erscheint, dient in Wirklichkeit dem Hochhalten der Preise.

Diese Preisstrategie ist ebenso einfach wie clever. Bei verschärfter Konkurrenz funktioniert sie bestens. Statt sich auf einen Preiswettbewerb einzulassen und die Preise zu senken, werben Firmen mit einer Tiefpreisgarantie. Damit überlassen es die Anbieter der Kundschaft, den günstigsten Preis zu finden und müssen sich nicht selbst um eine dynamische Anpassung ihrer Preise kümmern, was Such- und Änderungskosten spart.

Wichtiger ist aber ein anderer Aspekt. Firmen können damit rechnen, dass nur wenige Kunden tatsächlich den tieferen Preis der Konkurrenz nachweisen und diesen auch verlangen. Bei jenen 90 oder mehr Prozent der Kundschaft, welche keinen tieferen Preis fordert, profitiert der Anbieter. Im Gegenteil kann der Preis sogar noch etwas angehoben werden, denn die Preisgarantie suggeriert Vertrauenswürdigkeit. Die Kundschaft wird dazu verleitet zu glauben, dass der angegebene Preis bereits der tiefste sein müsse, weil die Firma ja ansonsten keine Garantie geben würde.

Wenden mehrere Firmen einer Branche diese Logik an, dient die Preisgarantie letztlich der Zementierung hoher Preise und schaltet die Preiskonkurrenz aus. Firmen mit tiefen Preisen können diese sogar gefahrlos noch etwas erhöhen, vor allem in Märkten mit wenigen grossen Anbietern bzw. Ketten. Unterhaltungselektronik, elektrische Geräte und Baumärkte sind typische Branchen. Was aussieht wie scharfer Wettbewerb, ist wohl eher eine Schlafmützenkonkurrenz.

Kommentare

Im Ansatz sicher richtig. Aber man kann auch argumentieren, dass die Konsumenten selber schuld sind, wenn Sie in der heutigen Zeit nicht Preisvergleichsmaschinen wie zum Beispiel http://www.kauftipp.ch aufsuchen … Mit einem Smartphone in der Jackentasche (von denen gibt es in der Schweiz ja ein paar Millionen) kann man den Anbieter schnell mal in die Ecke drängen.

Noch ein Hinweis: Gerade in der Unterhaltungselektronik haben wir in der Schweiz tiefere Preise wie in Resteuropa.

Vielen Dank für den Hinweis…!
Übrigens geht es mir nicht um “Schuld”. Nur um die Analyse eines ökonomischen Phänomens.

hallo herr slembeck,

interessantes thema. werden sie vielleicht in erwägung ziehen etwas über den aktuellen, geldpolitischen tenor der notenbanken zu berichten…? die schleusen oeffenen sich ja immer mehr…müssen wir eine extreme inflation befürchten? rat der experten ist gefragt..:)

Hallo Herr Slembeck

Scharf analysiert. Ich versuche die Geschichte mal aus Kunden sicht zu analysieren.

Manchmal legen die lieben Anbieter noch einen drauf, Sie verkaufen Geräte welche ausschliesslich für Sie mit einer eigenen Produktebezeichung produziert wurden.

Den Laptop MXK143 gibts also nur bei mediamarkt, das genau gleiche gerät heisst in einem anderen Kanal MXK144. Ob da eine Preis Garantie noch ausgespielt werden kann? Ob da eine Preisgarantie überhaupt erlaubt ist? Man sugeriert dem Kunden er könne im Nachhinein vergleichen obwohl einem bewusst ist, dass dieses Produkt unter der Bezeichnung gar nirgend wo sonst zu bekommen ist. Wohl ein Fall für den Konsumentenschutz?!

Grundsätzlich hat die Garantie jedoch auch einige Vorteile, wenn man Sie den wirklich nutzt.

Man kann sich Fachmännisch beraten lassen und das passende Gerät gleich mitnehmen. Danach kann man sich in Ruhe während der gewährten Zeitspanne nach einem besseren Preis umschauen. Da es oft Kurzzeitaktionen gibt, ist es wahrscheinlich, dass man in dieser Zeitspanne einen besseren Preis findet als hätte man direkt nach der Beratung im Internet gekauft.
Oder man entscheidet sich online für ein Produkt, kann es jedoch sofort bei einem Anbieter mit Preis Garantie abholen ohne 2-4 Tage warten zu müssen.

Mein Fazit:

Sieht man die Preisgarantie als Recht, welches es zu nutzen gilt, hat sie durchaus ihre Vorteile. Gehört man aber zu jenen, welche die Preis Garantie an sich als Beweis für den besten Preis im Markt sieht, da sonst der Anbieter eine solche Garantie nicht aussprechen würde, ja dann gehört man wohl zu jener Mehrheit weswegen diese Garantien immer beliebter werden bei den Anbietern.

@mikeshi

Ich bin zwar definitiv kein Experte, aber vielleicht kann dir meine Einschätzung wenigstens Inspiration zum selber denken liefern ;)

Damit im Konsumgüterbereich Inflation eintritt, muss erstmal mehr Geld für Konsumgüter vorhanden sein. Da unsere lustiges System, in lockeren Zeiten, das Geld jedoch denen in den A schiebt die es schon haben, steigen nur die Preise von “Reichengüter”. Wie zum Beispiel Immobilien an der Goldküste, Kunstwerke, Briefmarken, Occasionsautos, eben alles was so richtig knapp ist und der Neu und Altreiche als super tolle Anlage sieht in Zeiten der tiefen Wachstumsaussichten in den industrialisierten Nationen.

In den USA z.B. haben wir die Situation, dass kleine Häuser extrem im Preis zerfallen sind, während Luxushäuser an guten Lagen locker mal 20% im Wert stiegen pro Jahr.

Die Preise widerspiegeln somit die veränderten Kaufkräfte der jeweiligen Interessengruppen. Wir sehen hier die realen Auswrikungen der allbekannten und weiter aufgehnden Vermögens- und Einkommensschere.

Eine Inflation im Konsumgüterbereich wird es wohl eher nicht geben, dafür aber umso extremere Blasen in Luxusmärkten. Weiter können einige Bereiche durchaus stark ansteigen, wie z.B. Versicherungsprämien. Die Versicherungen können nicht in all diese Luxus und Kunstmärkte investieren und müssen die tieferen Einnahmen aus Ihrer Investmenttätigkeiten auf die Kunden überwälzen.

[...] Tiefpreisgarantien eine Möglichkeit darstellen um höhere Preise durchzusetzen, habe ich kürzlich hier diskutiert. Die Wettbewerbskommission (WEKO) untersucht nun, ob solche Garantien von den grossen [...]

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